* 1. August 1908
† 17. September 1979
von Jindra Bártová und Jiří Fukač
Essay
Seine schöpferische Entwicklung läßt sich umrißhaft in zwei verhältnismäßig lange Perioden einteilen, die mit der allgemeinen Situation der tschechischen Musik der 30er- bis 70er-Jahre eng zusammenhängen. Dabei stellt die um 1960 sich abzeichnende zweite Periode keine prinzipielle Veränderung der früheren Orientierung des Komponisten dar, sondern vielmehr deren Erweiterung und Bereicherung durch Impulse, die Kabeláč ebenso wie jüngere tschechische Komponisten damals durch Einflüsse aus dem Ausland empfing: Kabeláč interessierte sich vor allem für die durch den Warschauer Herbst repräsentierten Tendenzen, während die jüngere Komponistengeneration in Prag und Brünn sich zielbewußt mit den in Darmstadt diskutierten Neuerungen auseinandersetzte.
Sowohl in kompositionstechnischer als auch in semantischer Hinsicht zeigen seine Frühwerke aus den 30er- und 40er-Jahren eine bewußte Rezeption traditioneller, in der tschechischen Musik seit etwa 1910 allgemein üblicher Verfahren. So ging es Kabeláč von Anfang an um das Aufrechterhalten der thematischen Arbeit und der auf tradierten musikalischen Formen beruhenden Architektonik, womit sich seine auffällige Neigung zu den Gattungen der Sonate (sowie Suite) und seit 1942 auch der Symphonie erklären läßt. Kabeláčs musikalisches Denken ist auf die Linearität und darüber hinaus die polyphone Stimmführung ausgerichtet. Alle bisher erwähnten Züge können auf ...